Erklärung der Black Flag Group an die Liverpooler Konferenz der Anarchistischen Föderation Großbritanniens, Sept., 1968

Erklärung der Black Flag Group an die Liverpooler Konferenz der Anarchistischen Föderation Großbritanniens, Sept., 1968

Stuart Christie, Adrian Derbyshire, James Herriott (Jim) Duke, Ross Flett, Ted Kavanagh, Albert Meltzer, Roger Sandell und Mike Walsh

Anarchismus ist eine revolutionäre Methode, um eine freie, gewaltlose Gesellschaft zu erreichen, ohne Klassenunterschiede oder aufgezwungene Autorität. Ob dies eine “utopische” Errungenschaft ist oder nicht, ist unerheblich; ein:e Anarchist:in ist nach jeder normalen Definition eine Person, die mit diesem Ziel vor Augen die Beseitigung autoritärer Strukturen anstrebt und auf dem Weg zu einer solchen Gesellschaft voranschreitet, indem sie die Menschen vom Staat unabhängig macht und den Klassenkampf intensiviert, damit die Mittel der wirtschaftlichen Ausbeutung geschwächt und zerstört werden.

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Aufgeladene Worte – Ein Situationesisch Leitfaden für Rebellen

Aus New Morning #3 (1973)

Während der Erstellung dieses Glossars üblicher Begriffe situationistischer Theorie, sahen wir unsere größte Schwierigkeit nicht darin, die Begriffe einfach zu erklären, sondern sie angemessen zu erklären. Wir mussten der Verästelung und Vertiefung unserer Analyse schlicht aus Platzgründen Einhalt gebieten. Nichtsdestotrotz vertrauen wir darauf, dass diese für unsere Leser ein ziemlich klarer und nicht absolut langweiliger Auftakt für weitere Erkundungen sind – und überdies, dass sie einen Teil ihrer eigenen Ideen in dem, was wir zu sagen haben, wiedererkennen. Wenn wir uns große Mühe geben, bestimmte Worte wirklich zu den unseren zu machen, dann deshalb, weil wir erkennen, dass wir andernfalls nur noch zu den Bedingungen der Macht kämpfen könnten, da wir nur in diesen Bedingungen zu denken imstande sind. In einem sehr wichtigen Sinne bedeutet die Wiedererlangung der Bedeutung der Worte für sich selbst, dass man seinen Geist wieder zu seinem eigenen macht.

Denis Diderot
Jean-Paul Marat

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Fredy Perlman – Alles kann passieren

“Seid realistisch, verlangt das Unmögliche!”

Dieser Slogan, der im Mai von Revolutionären in Frankreich entwickelt wurde, widerspricht dem gesunden Menschenverstand, insbesondere dem “gesunden Menschenverstand” der amerikanischen Konzern-Militär-Propaganda. Was im Mai geschah, steht auch im Widerspruch zum offiziellen amerikanischen “gesunden Menschenverstand”. Tatsächlich ist nach dem amerikanischen “gesunden Menschenverstand” vieles von dem, was jeden Tag in der Welt geschieht, unmöglich. Es kann nicht passieren. Wenn es doch geschieht, dann ist der offizielle “gesunde Menschenverstand” Unsinn: Er ist eine Ansammlung von Mythen und Fantasien. Aber wie kann der gesunde Menschenverstand Unsinn sein? Das ist unmöglich.

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Jacques Camatte, Gianni Collu – Von der Organisation

Der folgende Brief (vom 04.09.1969) führte zur Auflösung der Gruppe, die sich auf der Grundlage der in Invariance1 dargelegten Positionen zu bilden begonnen hatte. Der Brief startete einen wichtigen Prozess der Reflexion und Debatte, der seither andauert und dessen Schlussfolgerungen bereits in Transition2 diskutiert wurden. Continue reading “Jacques Camatte, Gianni Collu – Von der Organisation”

Textsammlung: Dekomposition – Für einen Aufstand ohne Avantgarde

“Reformismus ist zweifellos die beste Option, um Nischen innerhalb des Bestehenden zu arrangieren, und die Partisanen der alternativen Konfliktualität haben einen historischen Vorsprung in Bezug auf die Integration und Wiederaufnahme von Kämpfen. Was die anderen anbelangt, so gibt es immer noch eine ganze Welt, die angegriffen werden muss, in der autonome und auf Affinität basierende Möglichkeiten lebendig bleiben, mit denen zum großen Missfallen der Führer der Komposition und ihrer Verbündeten im Kampf gegen diesen Flughafen ,experimentiert wird.

In Notre-Dame-des-Landes liegt eine Leiche: die einer regelrechten Komposition, die, einmal an die Wand gestellt, endgültig klar gemacht hat, sowohl mit wem (dem Staat) als auch gegen wen (die Unkontrollierten) sie ihre opportunistische kleine Welt aufbauen will. Wir wissen auch, was der Preis dafür ist, die mehr oder weniger sichtbar organisierten Autoritären in Ruhe politisieren zu lassen. Das ist eine gute Nachricht, denn der zunehmend unerträgliche Geruch dieser Leiche eröffnet tausend andere Wege. Diesmal in Richtung Freiheit in Aktion.”

 

Cover

Inhalt

 

Textauswahl und Aufbau der Broschüre übernommen von:
Ungrateful Hyenas Editions: Decomposition ­ for insurrection without vanguards
ungratefulhyenas.noblogs.org

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Textsammlung: Fuck the Police heißt, dass wir uns nicht wie Bullen verhalten – Texte von Clementine Morrigan zur Cancel­Kultur

Fuck the police heißt, dass wir uns nicht wie Bullen verhalten ist eine Sammlung von Texten über die Verweigerung der “Cancel”-Kultur und die Erschaffung einer Linken, die auf Hingabe, Wertschätzung, Freiheit und Respekt vor Unterschieden basiert. Diese Broschüre behandelt viele verschiedene, miteinander verwandte Themen: Eine Definition von “Cancel”-Kultur; wie “Cancel”-Kultur Leid aufrechterhält, statt es zu  adressieren; was es bedeutet Verantwortung zu übernehmen, wenn wir jemandem Leid zugefügt haben; die Praxis in gewalttätige Situationen zu intervenieren; die Notwendigkeit von Dissens und Widerspruch in der Linken; die Überwindung des Verlangens Menschen gefallen zu wollen. Diese Broschüre nimmt die Arbeit für Gerechtigkeit und Befreiung ernst; schätzt die Genesung und Autonomie von Überlebenden; glaubt daran, dass niemand austauschbar ist; zielt darauf ab Gemeinschaften zu erschaffen, die nicht strafend oder autoritär sind.

Dies ist ein Liebesbrief an eine Linke, die wir gemeinsam erschaffen, für eine gerechtere Welt, in der wir keine Angst vor unseren Freund:innen haben.

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Textsammlung: Routine und Langeweile

Ist der Aktivismus die vollendete Entfremdung der politsch “Aktiven” oder ist er eine notwendige, durch die uns umgebenden Bedingungen aufgezwungene, Rolle? In Zeiten reflexhaften Aktionismus und stoischem Festhaltens an den andauernd gleichen Gesten nach dem Motto “hauptsache was machen”, ist die Reflexion der eigenen Rolle und des eigenen Habitus drängender den je. Das diese Debatte nicht neu ist zeigen die hier versammelten Texte aus der Zeit des Aufommens einer aktivistischen Mentalität während der großen Anti-Globalisierungsproteste. Auch wenn nicht alle Aspekte der Diskussion frei übertragbar auf heute sind, zeigt diese Sammlung, dass wir das Rad nicht neu erfinden brauchen, sonder auch aus der Vergangenheit lernen können und müssen.

Texte in dieser Sammlung:
– Andrew X: Gebt den Aktivismus auf!
– J. Kellstadt: Die Notwendigkeit und Unmöglichkeit von Anti-Aktivismus
– Andrew X: Gebt den Aktivismus auf! – Post Script
– sasha k.: “Aktivismus” und “Anarcho-Purismus”

 

Cover

Inhalt

Übersetzung: Die anhaltende Verweigerung des Paradies (Penelope Nin)

Es wird gemunkelt, dass wir (ein nicht genau definiertes “wir”, dessen mangelnde Definition den Gerüchten entgegenkommt) nichts mit dem Anarchismus zu tun haben und in Wirklichkeit Nihilist:innen sind, die sich verkleidet haben, um mit schlechten Absichten in das Heiligtum der Anarchie einzudringen. Es ist bekannt, dass jemand, der die Aufgabe übernimmt, den Tempel zu bewachen, am Ende überall Dieb:innen sieht. Vielleicht ist die Stunde gekommen, “unsere” besorgten Verleumder:innen zu beruhigen.

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Broschüre: Feuer um Mitternacht, Zerstörung im Morgengrauen: Sabotage und Sozialer Krieg (Kasimere Bran)

Sabotage kann in allen Situationen, in jedem Terrain und von denen, die sie anwenden möchten, eingesetzt werden. Sie erfordert keine Spezialisierung oder Fähigkeiten, nur Initiative. Obwohl Nachrichten über Sabotage schwer zu finden sind, da sie von den Machthaber:innen verschleiert und negiert werden, gibt es einige bemerkenswerte Beispiele für ihren Einsatz, die wir untersuchen möchten. Diese Liste ist keineswegs vollständig, sondern eher eine Auswahl relevanter Beispiele.